Welchen Einfluss emotionale und mentale Muster auf das Erleben der Welt und die Gestaltung unserer Beziehungen haben, ist für uns alltäglich erfahrbar. Wie wir jedoch mit einschränkenden Mustern, die oft auf alten Verletzungen basieren, umgehen und diese für unsere Entwicklung sogar nutzen können, erfährst Du in diesem Blog-Beitrag und der dazugehörigen Podcast-Folge. Ich konnte mit dem sehr erfahrenen Psychoanalytiker Dr. Yigal Blumenberg über Selbsterkenntnis, alte Wunden und die Entwicklung von Mitgefühl im Kontext gelingender und wertschätzender Beziehungen sprechen. Aus diesem Gespräch entstand die Idee, die gewonnenen Erkenntnisse mit einem Wahrnehmungsmodell des fernöstlichen Bewusstseinstrainings zu verknüpfen. Somit werden hier ganz praktische Ideen vermittelt, wie wir Beziehungen liebevoll und inspirierend gestalten können.
Podcast - Ein Interview mit Dr. Yigal Blumenberg
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Wunder Punkt: Wie er Deine Wahrnehmung und Beziehungen beeinflusst
In der obigen Podcast-Folge sprach ich mit Yigal Blumenberg darüber, wie alte Wunden unsere Wahrnehmungs- und Beziehungsmuster beeinflussen und welche Wege und Methoden es gibt, mit diesen konstruktiv umzugehen. Wir gehen noch ein Schritt weiter und sprechen darüber, wie sie sogar ein wertvoller Ausdruck unserer Einzigartigkeit werden können, anstatt uns einzuschränken.
Wenn Du Dich angesprochen fühlst und gerne mit Yigal psychotherapeutisch arbeiten oder von und mit ihm Taiji und Qigong in Berlin lernen möchtest, was ich sehr empfehlen kann, melde Dich in seiner Praxis. Im Jahr 2023 wird Yigal seine Unterrichtstätigkeit wieder aufnehmen.
- Praxis Yigal Blumenberg 030-218 91 66
Alte Wunden beeinflussen unsere Wahrnehmung und somit unser Denken, Fühlen und Handeln. In Beziehungen werden sie oft durch die Interaktion mit anderen aktiviert. Wann immer wir das Gefühl haben, dass uns jemand die Knöpfe drückt, haben wir eine Gelegenheit, uns diese wunden Punkte anzuschauen und die mit ihnen einhergehende Energie freizusetzen.
Bevor wir uns jedoch darum kümmern, ist es wichtig zu verstehen, wie alten Wunden oder vielleicht sogar dieser eine wunde Punkt, der uns immer wieder bewegt, unsere Wahrnehmung beeinflussen. Denn nur wenn wir uns wahrhaftig selbst erkennen, haben wir die Chance, auch reaktive Verhaltensweisen und tief verinnerlichte emotionale Muster zu transformieren.
In meinem Buch „Furchtlos zurück zur Quelle“ biete ich ein Wahrnehmungsmodell an, das helfen kann, besser zu verstehen, wie der wunde Punkt unsere Interaktion mit der Welt und mit anderen Menschen beeinflusst.
Wunder Punkt: Ein Wahrnehmungsmodell
Falls Du die chinesischen Begriffe nicht kennen solltest, lass Dich davon nicht irritieren. Wir gehen das Modell jetzt Schritt für Schritt durch. Danach wirst Du ein klares Verständnis davon haben, wie der wunde Punkt auf Deine Wahrnehmung und Deine Beziehungen einwirkt. Davon ausgehend können wir schauen, was Du mit diesen Informationen konkret tun kannst, um achtsam und liebevoll mit diesem wunden Punkt und den aus ihm resultierenden Verhaltensweisen umzugehen.
Wenn Du mehr über die chinesischen, daoistischen und medizinischen Aspekte und die Entwicklung von Furchtlosigkeit wissen willst, kannst Du Dir hier mein Buch bestellen:
Wunder Punkt: Von der Welt der Sinneswahrnehmung bis zur Wurzel der Erfahrung
- Die „Welt der 10.000 Dinge“ ist einfach ein Ausdruck für die Welt, die Du mit den Sinnesorganen erfährst. Dazu gehört alles Materielle und auch all die Menschen, die in Deinem Leben auftauchen.
- Diese Welt ist zu einem großen Teil beeinflusst von den Gedanken, Geschichten und Interpretationen, die Du über sie hast. Das wird zum Beispiel in Beziehungen immer dann ganz besonders deutlich, wenn Du etwas ganz anders siehst als der Gesprächspartner. Du kennst bestimmt das Bild, wo zwischen zwei Menschen eine 6 bzw. eine 9 geschrieben steht. Je nach Standpunkt haben beide recht, wenn sie für sich beanspruchen, dass ihre Wahrnehmung korrekt sei. Der Buddha soll gesagt haben, dass die Welt, wie wir sie erfahren, aus unseren Gedanken entsteht. Du machst Dir also Deine Interpretationen Deiner Sinneswahrnehmung bewusst.
- Diese Interpretation ist nicht nur von den Geschichten beeinflusst, die Du Dir über Dich und die Welt erzählst. Sie ist zu einem besonders großen Teil geprägt von den Emotionen, die mit den Geschichten und den Sinneswahrnehmungen verknüpft sind. Auf dieser Ebene hilft Dir Deine Kompetenz fühlende präsent und mehr bei der puren Empfindung, als bei den Geschichten im Kopf zu sein.
- Du kannst dann noch ein wenig tiefer gehen und erkennen, dass Deine Emotionen beeinflusst sind von Anhaftung und Ablehnung bzw. von dem, was Du haben willst und dem, was Du zu vermeiden versuchst.
- Da Dir nicht immer gelingt, nur das in Dein Leben zu ziehen, was Du glaubst haben zu wollen, machst Du Dir Sorgen oder grübelst.
- Auf dieser Ebene wird es interessant. Dein wunder Punkt ist oft geschützt durch Angst, damit Du ihn nicht wieder fühlen musst. Das ist wie der Cerberus, der dreiköpfige Höllenhund, der die Unterwelt bewacht. Wenn diese Ebene aktiv wird, gehen wir oft wieder auf die 2. Ebene und fangen an zu rationalisieren, analysieren und wollen alles verstehen. Das mag kurzfristig helfen, weil Du dann nicht die Angst und schon gar nicht den Schmerz darunter spüren musst. Da jede tieferliegende Ebene die darüberliegende beeinflusst, geschieht wahre Transformation immer in der Tiefe. Wenn Du bereit bist, die Energie Deines wunden Punktes freizusetzen, damit er nicht ständig Dein Denken, Fühlen und Handeln beeinflusst, wirst Du Furchtlosigkeit kultivieren müssen. Furchtlosigkeit ist Mitgefühl!
- Das blaue Feld symbolisiert die Energie des wunden Punktes. Dieses Feld betrittst Du nur mit Mitgefühl und Freundlichkeit und es macht Dir oft noch andere alte Wunden bewusst.
Der wunde Punkt beeinflusst also Dein emotionales, mentales und sinnliches Erleben der Welt und somit Dein Verhalten und Deine Beziehungen.
Wunder Punkt: Der Schlüssel heißt Mitgefühl
Das oben beschriebene Wahrnehmungsmodell ist zugleich eine Karte der Transformation. Die wesentlichen Schritte, um mit der Energie des wunden Punktes und den aus ihm folgenden Wahrnehmungsmustern und Verhaltensweisen bewusster umzugehen, sind also folgende:
- Erkenne Dich selbst und mache Dir Deine Interpretation der Welt als solche bewusst.
- Entwickle Deine Kompetenz fühlend präsent zu bleiben, anstatt alles mit dem Verstand erfassen zu wollen.
- Kultiviere Furchtlosigkeit und Mitgefühl.
Auf diese drei Punkte schauen wir jetzt.
Wunder Punkt: Erkenne Deine Interpretationen als solche
Das, was Du wahrnimmst, ist stets subjektiv. Um dies auch in emotional aufgeladenen Momenten zu erkennen, brauchst Du auf jeden Fall die Kompetenz der fühlenden Präsenz. Dann wird es Dir möglich sein, über tief verinnerlichte Verhaltens- und Wahrnehmungsmuster sowie emotionale Süchte hinauszuwachsen.
Selbsterkenntnis kann hier im ersten Schritt jedoch darauf beruhen, innezuhalten und Dich zu fragen, was die Stimme im Kopf Dir gerade erzählt.
- Welche Geschichte erzählst Du Dir gerade selbst?
- Ist diese Geschichte wirklich wahr oder könnte Sie auch ganz anders sein?
- Was glaubst Du, wie die anderen beteiligten Personen das Ganze verstehen?
Wenn Du den Aspekt der Selbsterkenntnis vertiefen möchtest, findest Du in meinen Blog-Beitrag und der dazu gehörigen Podcast-Folge „Selbsterkenntnis erlangen durch bewusste Beziehungen“ praktische Hinweise.
Wunder Punkt: Nichts geht ohne fühlende Präsenz
Fühlende Präsenz ist das A und O wahrer Transformation. Emotionen haben stets einen kognitiv-bewertenden und einen energetisch-drängenden Anteil. Das Verstandesbewusstsein ist häufig überrepräsentiert und die Fähigkeit, mit der puren Energie der Emotionen zu verweilen, ist dagegen oft weniger stark ausgeprägt. Das Wesen der Energie ist jedoch Wandel und Bewegung.
Der wunde Punkt verleitet uns oft dazu, immer wieder die gleichen Wahrnehmungs- und Reaktionsmuster zu wiederholen, weil er unser Erleben der Welt so stark beeinflusst. Wenn Du nun die Kompetenz entwickelst, fühlend präsent zu bleiben und etwas zu spüren, was Du so noch nie gespürt hast, wirst Du auch neue Gedanken und Handlungsimpulse wahrnehmen können.
Du kannst mein kostenloses Training nutzen, um fühlende Präsenz zu kultivieren.
Du bekommst ganz einfach Zugang zu dem Training, wenn Du Dich hier in meinen Newsletter einträgst.
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Mitgefühl kultivieren
Mitgefühl ist im wahrsten Sinne des Wortes eine tiefe Anteilnahme an allem, was geschieht. Es impliziert somit die Fähigkeit, die Erfahrungen von anderen zu verstehen und nachzuempfinden, ohne darin verstrickt zu sein. Das geschieht, ohne selber zu leiden oder auf andere herabzuschauen. Mitgefühl ist die Energie, die ALLES verbindet, zusammenhält und die innerste Substanz des Universums. Es ist jedoch wichtig, dass Mitgefühl immer bei Dir selbst beginnt. Das bedeutet, dass Du allem, was in Dir auftaucht, freundlich begegnest – so gut Du kannst. Nur so kannst Du Dich dem wunden Punkt nähern und seine Energie freisetzen, ohne sie ausagieren oder unterdrücken zu müssen. Somit ist die alles entscheidende Frage:
Wärst Du bereit dazu auf all Deinen Gedanken, Emotionen und Verhaltensweisen freundlich zu schauen und Dir selbst liebevoll zu begegnen?
Im tibetischen Buddhismus gibt es zur Entwicklung von Mitgefühl das Wunschgebet:
„Mögen alle Wesen überall frei sein von Leiden und der Wurzel des Leidens.“
Alle Wesen schließt Dich selbst mit ein. Du kannst anderen nur so mitfühlend begegnen, wie Du Dir selbst begegnest. Der wunde Punkt unter der Angst braucht Deine Bereitschaft, Dich Deinen Ängsten und Widerständen achtsam, entschlossen und freundlich zu stellen. Nur wenn Du Dir selbst mit all Deinen Abgründen, Ängsten und alten Verletzungen furchtlos begegnest, kannst Du die Energie des wunden Punktes freisetzten. Somit befreist Du Dich von alten Konditionierungen.
In Beziehungen können wir somit immer wieder überprüfen, ob andere Menschen uns noch immer an diese alten Verletzungen erinnern oder ob wir sie wirklich mit den Augen des Herzens und der aktuellen Gegenwärtigkeit betrachten können. Der wunde Punkt hält uns in der Vergangenheit gefangen. Mitgefühl ist der Schlüssel zur Freiheit.
Einer der Punkte, der mich im Gespräch mit Dr. Yigal Blumenberg am tiefsten berührt hat, ist seine klare und einfühlsame Beschreibung zur Entwicklung von Mitgefühl.
Fazit
Alte Verletzungen prägen unser Denken, Fühlen und Handeln und haben somit einen großen Einfluss auf die Gestaltung unserer Beziehungen. Wenn wir genau hinspüren, finden wir auch diesen einen wunden Punkt, der immer wieder auftaucht. Wir können seinen Einfluss auf unsere Wahrnehmung und unser Verhalten in dem Maße verringern, wie wir unser Mitgefühl für uns selbst und andere entwickeln. Wahres Mitgefühl bedeutet, sich wohlwollend den eigenen Ängsten stellen zu können und setzt somit die Kultivierung von Furchtlosigkeit voraus.
Könntest Du selbst der Angst mitfühlend und freundlich begegnen?
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